Tagung an der HKT
Kunst im Spannungsfeld von Inklusion und Exklusivität
14. & 15. Juni 2024
Hochschulstudiengänge Künstlerische Therapien der HfWU Nürtingen-Geislingen
Vom 14. Juni bis 14.Juli 2024 stand die Stadt Nürtingen ganz im Zeichen von Kunst, die jenseits professioneller Kontexte entsteht. Zum Auftakt von »Coming in! Das Fest für Outsider Art in Nürtingen« veranstalteten die Hochschulstudiengänge Künstlerische Therapien der HfWU Nürtingen-Geislingen eine Fachtagung zum Thema.
Diese Tagung verstand sich als Plattform, um nach Jahren der immer prominenteren Platzierung von Outsider Art im Kunstdiskurs (Biennale Venedig, Documenta Kassel) einen kritisch-reflexiven Blick auf Praxen der Inklusion und Aneignung im Bereich der Künste zu wagen.
Dabei sollten insbesondere die Bedingungen des Schaffens, Zeigens, aber auch Vermittelns dieser Werke im spürbaren Spannungsfeld von Inklusions- und Exklusivitätsanspruch der Kunst thematisiert werden. Unterschiedliche Produktions-, Aktions- und Rezeptionsformate konnten in ihren individuellen Ausformungen diskutiert und zu aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Bezug gesetzt werden.
14.00 – 14.30
Grußworte und Perspektiven
Prof. Dr. Andreas Frey
Rektor der HfWU Nürtingen-Geislingen
Prof. Dr. Tobias Loemke
Dekan der Fakultät Umwelt Gestaltung Therapie
Prof. Dr. Jürgen Fritsche
Studiendekan Bachelor Kunsttherapie
Prof.in Dr. Barbara Wild
Gleichstellungsbeauftragte der HfWU
14.30 – 15.20
PD Dr. Thomas Röske | Outsider Art als Kunst - lässt der Kunstbetrieb Inklusion zu?
PD Dr. phil. Thomas Röske ist seit 2002 Leiter der Sammlung Prinzhorn Heidelberg. 1991 Kunstgeschichtliche Promotion in Hamburg, 1993-99 Hochschulassistent in Frankfurt, 2015 Habilitation dort. Lehrt an den Universitäten Heidelberg und Frankfurt. Seit 2012 Präsident der European Outsider Art Association (EOA).
Moderation: Prof. Dr. Tobias Loemke
15.30 – 16.00
Kaffee-Pause
16:00 – 16.50
Prof.in Sara Schwienbacher | Zerreißprobe – Künstlerische Projekte in inklusiven Gruppen
Sara Schwienbacher ist Kunsttherapeutin und Künstlerin im Sozialen, seit 2021 Prof.in für Kunsttherapie an der Hochschule für Künste im Sozialen (HKS), Ottersberg. Seit 2007 sammelt sie international Ausstellungserfahrung als freischaffende Performancekünstlerin mit der Kunstfigur rosa me. Sie hat an der HKT-Nürtingen ihren Bachelor of Arts zu erworben. 2015 schloss sie den Masterstudiengang Kunst und Theater im Sozialen an der HKS Ottersberg ab. Seither leitet sie viele künstlerische Kooperationsprojekte mit kulturellen und pädagogischen Einrichtungen, darunter auch PAULA den lebendigen Galerieraum in Worpswede und OTTO den Kunstort für ALLE in Ottersberg.
Moderation: Prof.in Dr. Constanze Schulze-Stampa
17.00
Vernissage: Normann Seibold | Malerei und Zeichnung
Gänge der HKT
Mit einer Ausstellung des Malers Normann Seibold beteiligen sich die Hochschulstudiengänge Künstlerische Therapien am Outsider-Festival. Gezeigt werden in einer umfassenden Präsentation Arbeiten aus unterschiedlichen Werkgruppen und Schaffensperioden des 1968 in Bad Cannstadt geborenen Künstlers. Seibold studierte an der Kunstakademie Karlsruhe Malerei bei Max Kaminski, arbeitet seit vielen Jahren in seinem Atelier in Grafeneck und heute im Living Museum Alb. Das Werk wird betreut von der SEINO-Stiftung und der Galerie p13 in Heidelberg. Seine Zeichnungen und Öl-/Acrylbilder sind geprägt von einer radikalen Bildsprache mit expressivem Gestus und behandeln existenzielle Themen wie Geburt, Tod, Naturkräfte und Sexualität.
Einführung: Prof. Hartmut Majer
18.00
Vernissage: Farbe.Froh.Leben! Eine Ausstellung für Kunst der besonderen Art
Kreuzkirche
Die Ausstellung Farben.Froh.Leben! zeigt Arbeiten aus betreuten Ateliers von Künstlerinnen und Künstlern mit Handicap. Mit dabei sind das Living Art Museum der Bruderhaus-Diakonie Buttenhausen, das KreativWerk Höfingen, Kreative Werkstatt Stetten und das Atelier 5 von Mariaberg, Einrichtungen, die teilweise künstlerische Talente von überregionaler Bekanntheit hervorgebracht haben.
Die Ausstellung in der Kreuzkirche versammelt eine bunte Vielfalt von Kunstwerken, die von Künstler*innen mit geistigen oder psychischen Behinderungen geschaffen wurden. Die Kunstwerke zeugen von einer unmittelbaren Freude am Experimentieren mit Farben, Formen und Inhalten. Die unkonventionelle Bildsprache, die kreative Energie, die Farbintensität, aber auch die existentielle Tiefe dieser Werke werden Betrachterinnen und Betrachter jeden Alters begeistern.
Einführung: Dr. Tobias Wall
19.30
Vernissage: Florian Müller | O.U.T
Schauraum
Der Schauraum präsentiert eine Ausstellung des Nürtinger Künstlers Florian Müller (*1975), den viele vom Verkauf seiner gezeichneten Zeitung „Sheik Typygraph, aber auch seiner „Comischen Hefte“ kennen. Müller erklärt, dass er bereits vor seiner Erkrankung künstlerisch arbeitete. »Krankheit, Leben und künstlerisches Schaffen sind bei mir zu einem Amalgam verschmolzen.«
Florian Müller studierte an der Freien Kunstakademie Nürtingen, später bei Rolf Bier und Alexander Roob an der Kunstakademie Stuttgart. Seine Arbeit ist auf Form und Linie fokussiert. Sie folgt dem Wechsel zwischen Spannung, Anspannung und Entspannung; nicht zuletzt deswegen weist sie eine hohe innere Notwendigkeit auf.
Einführung: Prof. Dr. Tobias Loemke
09.00 – 09.50
Alina von Hayn M.Ed. und Marleen Langer M.Ed. | All inclusive – Im Dialog zwischen Bildung, Kunst und Inklusion
Alina von Hayn + Marleen Langer, sind Sonderpädagoginnen und Künstlerinnen mit einer Praxis, die sich zwischen den Disziplinen bewegt. Entlang einer gemeinsamen Hochschulausbildung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PH HD) (2016-2022) sowie an der Hochschule Luzern Design, Film & Kunst (HSLU) (2021-2024) entstand - Rolf Winnewisser würde es Serendipity nennen - eine gemeinsame Position, die zwischen Kunst und Inklusion changiert.
Ihre Praxis findet sich in werkorientierten Arbeiten (Projekte, Ausstellungen), in der Lehre (Arbeit als Sonderpädagoginnen an Primarschulen in der Schweiz und Deutschland sowie Lehraufträgen an der PH Heidelberg: Seminare zum Themenfeld Kunst & Inklusion, Workshopleitungen und Referentinnentätigkeiten an Tagungen), auf wissenschaftlicher Ebene (Artistic Research: Bachelorarbeit HSLU; Masterarbeit PH HD), auf institutioneller Ebene (Projekteingabe für Chancengerechtigkeit 2024: Proposal für inklusivere Strukturen für Menschen mit geistiger Behinderung im Studiengang Kunst und Vermittlung an der Hochschule Luzern).
Moderation: Prof.in Dr. Constanze Schulze-Stampa
10.00 – 10.50
Prof. Thomas Staroszynski | zur Seite Stehen | zur Seite Treten. Kunstassistenz und Neurodivergenz.
Thomas Staroszynski (St. Gallen) ist Kunsttherapeut und Kunstassistent. Künstlerische Projekte mit sozialen, pädagogischen und therapeutischen Institutionen, begleitete Atelierarbeit mit neurodivergenten Menschen, jugendlichen NEETs und Menschen mit Behinderungen, Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen, Kunstassistenz im Vielraum Atelier.
Moderation: Prof. Hartmut Majer
11.00 – 11.20
Kaffee-Pause
11.20 – 12.10
Harry Walter | DER WANDERNDE TOTPUNKT Über Kunst als gescheiterte Nicht-Kunst.
Harry Walter (Stuttgart) ist Künstler und Autor. Mitbegründer der Künstlerformationen ABR-Stuttgart und Begleitbüro SOUP. Zahlreiche Ausstellungen, Aktionen und Publikationen im Grenzland zwischen Kunst, Literatur und Philosophie. Viele Jahre Dozent an der HKT-Nürtingen. Letzte Veröffentlichung: "Bilder knistern. 24 Essays", Schlaufen Verlag Berlin 2022 (2023).
Moderation: Prof. Dr. Jürgen Fritsche
12.15 – 13.00
Podium und Abschluss mit Prof.in Dr. Lisa Niederreiter | Perspektiven zwischen Inklusion und Exklusivität der Künste
Lisa Niederreiter ist Künstlerin und Kunsttherapeutin. Seit 1996 hat sie eine Professur für Ästhetik und Kommunikation an der Hochschule Darmstadt und lehrt dort Grundlagen und Methoden der pädagogischen Kunsttherapie.
ab 14 Uhr
Die Tagung ist kostenfrei. Sie findet in der Aula der HKT statt:
Sigmaringer Str. 15/2, 72622 Nürtingen.
Bitte melden Sie sich bis zum 09. Juni 2024 bei Ulla Siffermann an: ulla.siffermann@hfwu.de.